Kooperation sichert die Trinkwasserqualität

21.10.2017

Landwirte arbeiten eng mit den Stadtwerken Schaumburg-Lippe und Rinteln zusammen

Die Stadtwerke Schaumburg-Lippe und Rinteln ziehen gemeinsam mit den Landwirten an einem Strang, um die Trinkwasserqualität in den Versorgungsgebieten langfristig zu sichern. „Durch die Kooperation soll insbesondere der Nitrateintrag in das Grundwasser minimiert werden“, sagt Eduard Hunker, Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe.

Die Stadtwerke Schaumburg-Lippe und Rinteln fördern aus den Brunnen Großenwieden und Engern/ Ahe/ Kohlenstädt jährlich etwa 4,2 Mio. m2 Trinkwasser von hervorragender Qualität. Die Nitratbelastungen sind in den letzten Jahren stark rückläufig, insbesondere in den ehemals hoch belasteten Brunnen Großenwieden. „Wir konnten den Nitratgehalt in den vergangenen 20 Jahren in Großenwieden von durch-schnittlich 55 mg/l im Jahr 1997 auf durchschnittlich 31 mg/l in 2016 absenken. Da-mit liegen wir deutlich unter dem Grenzwert von 50 Mil-ligramm pro Liter“, erklärt Hunker.

Zur Sicherung der Trinkwasserqualität arbeiten Wasserversorger und Landwirte seit mehr als 20 Jahren vertrauensvoll in der Kooperation Trinkwasserschutz IG Weser zusammen. In der IG Weser kooperieren neun Wasserversorger „entlang der Weser“ mit etwa 320 Landwirten. Weitere Mitglieder der Kooperation sind die Unteren Wasserbehörden der Landkreise, die als Aufsichtsbehörde fungieren. Fachlich begleitet wird die Kooperation in Sachen Düngung und Gewässerschutz durch das Ingenieurbüro Geries (Hess. Oldendorf). Alle Akteure haben sich zum Ziel gesetzt, das Grundwasser durch eine standortangepasste Bewirtschaftung und Düngung vor Belastungen zu schützen. „Über sogenannte „Freiwillige Vereinbarungen“ verpflichten sich die Landwirte zur Einhaltung vorab vereinbarter Bewirtschaftungsregeln. Das kann z.B. eine reduzierte Stickstoffdüngung unter Pflanzenbedarf sein. Die Landwirte nehmen damit Ertragseinbußen in Kauf, wofür sie Ausgleichszahlungen erhalten. Das Geld stammt aus der Wasserentnahmegebühr, die vom Land Niedersachsen erhoben wird“, erläutert Nicole Tappe vom beratenden Ingenieurbüro. Christian Beißner, Landwirt und Kooperationssprecher aus Westendorf, ergänzt: „Die Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis ist für alle Seiten ein Erfolgsmodell. Wir Landwirte werden zur Verbesserung der Trinkwasserqualität mit ins Boot genommen und können aktiv mitarbeiten.“

Zur Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen erfolgt in den Wasserschutzgebieten Großenwieden und Engern/ Ahe/ Kohlenstädt ein umfas-sendes Grundwasser-Monitoring. Dazu werden einmal jährlich Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet der Brunnen unter anderem auf Nitrat untersucht. Die Analyse der Wasserproben wird durch das akkreditierte Labor nordlab in Hameln durchgeführt. Voraussetzung für die Eignung als Erfolgskontrolle-Messstelle ist, dass sich die Messstelle im Abstrom der Landwirtschaftlichen Flächennutzung befindet. „So ist gewährleistet, dass die Wirkungen der „Freiwilligen Vereinbarungen“ auch in den Messergebnissen wiederzufinden sind“ verdeutlicht Bodenwissenschaftlerin Christiane Rüppel.

Im Einzugsgebiet der Brunnen Großenwieden wird die Erfolgskontrolle bereits seit 2002 an 34 Messstellen durchgeführt. Damals lagen die Werte im Durchschnitt bei 40 mg Nitrat/l. Mittlerweile konnte das Niveau auf durchschnittlich 22 mg Nitrat/l gesenkt werden. Die elf Messstellen im Einzugsgebiet der Brunnen Engern, Ahe und Kohlenstädt sind seit 2008 im Monitoring-Programm. Auch hier waren die Ausgangswerte mit 36 mg/l deutlich höher als zum aktuellen Zeitpunkt. Die mittlere Nitratkonzentration der letzten Beprobung lag bei 28 mg/l.

„Da die Güte-Messstellen nur 1 bis 2 Meter unter der Grundwasseroberfläche verfiltert sind, können wir vergleichsweise junges Grundwasser untersuchen. Die Messergebnisse zeigen uns deshalb sehr schnell, ob die Arbeit in der Kooperation zielführend ist. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Speziell das „Spitzen brechen“ – also die Senkung der Maximalwerte – ist als Erfolg zu bewerten“, resümiert Nicole Tappe beim Blick auf die Ergebnisse. „Die Kooperationsarbeit zeigt eindrucksvoll, dass die Trinkwasserqualität durch vertrauensvolle Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis gesichert werden kann. Beide Seiten sind von der Idee des gemeinsamen Handels überzeugt“, unterstreichen die Stadtwerke-Chefs Eduard Hunker (Bückeburg) und Jürgen Peterson (Rinteln) sowie Kooperationssprecher Christian Beißner zufrieden.

© Schaumburger Wochenblatt, 21.10.2017