Weg mit dem Staub

06.01.2017

Ausbildung bei der Stadt hatte lange ein angestaubtes Image – Rinteln will das ändern

Eine Ausbildung bei der Stadt – das mag in den Ohren junger Leute vielleicht nicht unbedingt sexy klingen. Und so ist es auch eine der wichtigsten Aufgaben von Birgit Schock, das „verstaubte Image“ einer solchen Ausbildungsstelle zu modernisieren.

Birgit Schock ist Ansprechpartnerin in Sachen Ausbildung beim sogenannten Konzern Stadt Rinteln, also der Stadtverwaltung, den Stadtwerken, den Bäderbetrieben, der Verwaltungs- und Siedlungsbau GmbH und dem Abwasserbetrieb.

Derzeit absolvieren insgesamt 18 junge Leute ihre Ausbildung beim Konzern. Sie machen ganz Unterschiedliches: Industriekaufmann (oder -frau), Anlagenmechaniker, Bauzeichner, Elektroniker, Fachkraft für Abwassertechnik… oder Ausbildung und Studium gleichzeitig, beispielsweise als Betriebswirt. Auszubildende machen zwischen 15 und 20 Prozent der Belegschaft des Konzerns aus.

Insgesamt 13 Ausbildungsberufe bietet der Konzern momentan an. Die Größe ist nicht erstaunlich, ist der Konzern doch – nach Stüken und riha Wesergold – der drittgrößte Arbeitgeber in der Region laut Bürgermeister Thomas Priemer, mit allein etwa 170 Mitarbeitern in der Stadtverwaltung und 100 Mitarbeitern bei den Stadtwerken.

Die Zeiten haben sich auch hier geändert, Ausbildungsstätten müssen um gute junge Leute immer mehr buhlen – das ist in Rinteln nicht anders.

„‚Ich gehe zur Stadt‘“, erzählt Birgit Schock, das habe früher erst einmal nach Schreibtisch und Büroarbeit geklungen, altbacken. Daher habe es früher auf freie Ausbildungsstellen bloß „eine Handvoll“ Bewerber gegeben.

Doch die Ansprüche an eine Ausbildungsstelle, auch die Wünsche für die spätere Arbeit, wandeln sich: Sicherheit zählt wieder mehr, auch der Aufstieg in höhere Gehaltsklassen – und die sind gerade im Öffentlichen Dienst vorgezeichnet.

Und so gab es auf die Stelle des Verwaltungsfachangestellten – hier gibt es übrigens eine Kooperation mit der Gemeinde Auetal – zuletzt rund 100 Bewerber, erzählt Schock, und 60 Bewerber für den gehobenen Dienst.

Das hat die Stadt aber auch nicht dem Zufall überlassen: „Wir haben viel Werbung gemacht“, sagt Schock.

Für die technischen Berufe Ausbildungsberufe seien diese Bewerberzahlen allerdings deutlich niedriger, erzählt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Peterson – nicht alle Plätze können immer besetzt werden.

„Dabei werden technische Fachkräfte gesucht“, so Peterson.

Die Stadt und die anderen Betriebe dürften daher vom Zusammenschluss zum „Konzern“ profitieren, kann das gesamte Angebot an Ausbildungsberufen so doch einheitlich präsentiert werden.

Die jungen Leute bewerben sich außerdem nicht mehr separat bei der Verwaltung oder bei den Stadtwerken, sondern beim „Konzern“. Der verfügt über einen eigenen, mobilen Messestand (wir berichteten), es gibt moderne Flyer und Informationskarten zu den einzelnen Ausbildungsberufen, und so ist der Außenauftritt wesentlich homogener.

Wichtige Messen sind beispielsweise die Ausbildungsmesse im Brückentorsaal, der Berufsfindungstag der Sommeruni, und in diesem Jahr auch die Regionalschau.

Hier treten Priemer und Peterson auch gemeinsam auf – ein Auftritt, eine Marke, und damit eine Anlaufstelle für die Fragen potenzieller Auszubildender.

Künftig, sagt Priemer, sollen auch Unternehmen an diesen Stand geholt werden, sodass sich junge Leute breiter über Ausbildungsberufe informieren können und gleichzeitig die Stadt Rinteln Werbung für sich machen kann.

Auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, in dessen Zuge ein Rückgang der Bewerberzahlen zu erwarten sei, sei dieser gemeinsame Auftritt sinnvoll, so Peterson.

Das erklärte Ziel dieser ganzen Bemühungen ist klar: „Wir wollen junge Menschen nach Rinteln holen, und vor allem junge Menschen hier halten“, sagt Birgit Schock.

„Es ist unsere Aufgabe im Zuge der demografischen Entwicklung, dafür zu sorgen, dass junge Leute nach Rinteln ziehen“, sagt auch Thomas Priemer. Auch der Konzern will sich schließlich verjüngen.

Aber was müssen Bewerber eigentlich mitbringen? So viel ist klar: Ein „‚Den kennen wir schon, den nehmen wir!‘ gibt es nicht bei uns“, sagt Schock, die Schulnoten seien schon sehr wichtig. Für manche Ausbildungsberufe gibt es außerdem zusätzlich schriftliche, standardisierte Auswahlverfahren.

Aber: Abitur brauche man nicht für jede Stelle.

Das durchschnittliche Alter der Bewerber beträgt 18, erzählt Schock. Die kommen aus Rinteln, aber nicht nur, sondern auch aus der weiteren Umgebung.

Gute Leute will der „Konzern“ behalten, sie sollen sich für die Stadt Rinteln entscheiden, und sollen daher gefördert werden – als dauerhafte Bürger der Weserstadt.

 © Schaumburger Zeitung, 06.01.2017