Wenn man im Parkhaus festsitzt...

22.11.2013

Eine Bestandsaufnahme – Faktor Mensch in Pannenstatistik auf Platz 1

Rinteln. Es ist kurz nach 23 Uhr. Es war ein netter Abend beim Italiener gegenüber, die Ehefrau sitzt am Steuer, damit sich ihr Gatte sein Feierabendbier hat schmecken lassen können, man kennt das ja – und dann geht die verdammte Schranke des Parkhauses nicht auf. Das Stimmungsbarometer rauscht ungebremst in den Keller. Den geballten Frust der im Parkhaus Eingeschlossenen darf sich dann Gitta Remmert anhören. Die macht nämlich in dieser Nacht Notdienst bei den Stadtwerken, die für den Betrieb beider Parkhäuser zuständig sind – am Pferdemarkt wie an der Klosterstraße.

In dieser Nacht ist das Problem schnell gelöst. Gitta Remmert ruft ihren diensthabenden Kollegen Rolf Buddensiek vom Störungsdienst an. Der fährt zum Pferdemarkt, stellt fest, das Ticket war geknickt und klemmt und öffnet die Schranke. Gitta Remmert sagt, besonders jetzt in der dunklen Jahreszeit, bei den vielen Veranstaltungen in der Stadt, klingelt das Telefon während der Bereitschaftswoche oft vier- bis fünfmal wegen eines solchen Falles.

Auch Gisela Spohr und Karl-Heinz Winter, die alle drei – unter der Rufnummer (05751) 7000 – wechselweise Anrufe außerhalb der Dienstzeit der Stadtwerke entgegennehmen, können ein Lied davon singen: „Ich habe mein Ticket verloren; der Wind hat es weggeweht; es ist in den Dreck gefallen; es ist im Automaten stecken geblieben; ich habe kein Kleingeld“, hören sie dann am Telefon.

Warum die Schranke nicht hochgeht? Die Top 1 der Pannenstatistik hält nach wie vor der menschliche Faktor, sagen Rolf und Thomas Buddensiek von der Elektroabteilung der Stadtwerke. Die Technik an den Ausfahrtschranken sei nämlich eigentlich ziemlich robust. Doch Sensor und Gummiwalze streiken, wenn das Ticket geknickt oder in den Dreck gefallen ist: „Wir haben schon Tickets wieder rausgezogen, da klebte noch Kaugummi dran.“

Wer eine Dauerkarte hat, braucht kein Ticket, „Easy Move“ an der Windschutzscheibe öffnet die Schranke. Doch dafür muss man langsam fahren, damit das Funksignal gelesen wird. Wer es zu eilig hat, kommt zwar rein, aber nicht wieder raus, weil das Fahrzeug nicht registriert worden ist.

Am Parkhaus in der Klosterstraße gab es immer wieder Ärger, weil das Terminal an der Ausfahrtschranke EC-Karten nicht lesen konnte. Stadtwerkechef Jürgen Peterson löste das Problem grundsätzlich. Mit der EC-Karte kann man inzwischen nur noch am Kassenautomaten zahlen, nicht mehr an der Ausfahrt selbst.

Für Pannen sorgt hier manchmal auch Regen, denn die Einfahrtschranke, an der man das Parkticket zieht, steht im Freien. Computer mögen keine Nässe. Doch das sei relativ selten, war zu hören, weil die Tickets eine Wasser abweisende Schicht haben.

Bei „Designa“ einem weltweiten Unternehmen für Parkhaus- und Verkehrsleittechnik mit Sitz in Kiel kennt man den Ärger mit den Tickets. Tabea Thomsen, Mitarbeiterin der Presseabteilung, schilderte auf Anfrage, die Anlagen in Rinteln, die von „Designa“ geliefert worden seien, gehörten noch zur letzten Gerätegeneration. Inzwischen sei technisch eine Menge mehr möglich. So kann man heute mit dem Smartphone bargeldlos bezahlen, auch Tickets sind je nach Technik dann überflüssig.

Irritationen am Pferdemarkt hat es kurzfristig gegeben, nachdem freies Parken in den Parkhäusern abgeschafft worden war. Theaterbesucher, daran gewöhnt, ein Ticket zu ziehen, ohne bezahlen zu müssen, standen plötzlich ohne Kleingeld vor der Parkhauskasse. Denn EC-Karten akzeptiert die Kasse am Pferdemarkt nicht.

Wer sein Ticket verloren hat, zahlt 10 Euro – hat er länger als zehn Stunden geparkt, hat er damit sogar ein Geschäft gemacht. Doch Peterson glaubt an das Gute im Menschen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand bewusst ausnutzt. Das würde uns auffallen.“

35 bis 40 Euro kostet ein Monatsticket. Das rechnet sich, vor allem im Winter, wenn man nach Feierabend in einen schneefreien Wagen einsteigen kann.

So bleibt ein Rätsel, warum beide Parkhäuser oft halb leer stehen. Wer einmal in Hameln oder Minden seinen SUV in die dort handtuchschmalen Parkbuchten gezirkelt hat, kann von Rintelns großzügig offenen Parkhäusern mit den breiten Ausfahrten nur begeistert sein.

Dass das Parkhaus am Pferdemarkt nur eine kombinierte Aus- und Einfahrt hat, ist übrigens nicht dämlichen Planern anzulasten: Das ist zwingend notwendig, denn bei Weserhochwasser wäre eine eigene Ausfahrt dicht.

Wobei man sagen muss: Das Team beim Stadtwerke-Notdienst, zuständig für alle Notfälle, kann so schnell nichts aus der Fassung bringen und manche Anrufer haben trotz der Widrigkeiten Humor.

Da meldete sich eine Frau bei Gisela Spohr, nachdem der Strom ausgefallen war. „Ich habe gerade eine Gans in den Ofen geschoben, was soll ich jetzt machen? Das Fenster auf und die Gans wieder fliegen lassen?“

© Schaumburger Zeitung, 28.10.2013