Von Rinteln in die ganze Welt

30.09.2013

Tag der offenen Tür im Industriegebiet Nord: Geschäftsbeziehungen enden nicht am Ortsausgang

Rinteln. Von außen ist in der Regel nur der Firmenname zu lesen. Was Rintelner Unternehmen aber an Produkten erzeugen und an Dienstleistungen bieten, ist oft weit mehr als erahnt. Deshalb war beim Tag der offenen Tür der Firmen der Nordstadt am Samstag immer wieder zu hören: „Das sehe ich jetzt zum ersten Mal. Ich staune, was denn alles aus Rinteln kommt!“

„Wenn Sie nach dem Tag der offenen Tür durch den Marktkauf gehen, werden Sie in den Regalen viele unserer Produkte identifizieren“ – und zwar in Verpackungen, die bei Amcor Flexibles hergestellt sind. So sensibilisierte Christoph Bölk die Teilnehmer der Werksführung nach der offiziellen Eröffnung durch den Pro-Rinteln-Vorsitzenden Stefan Reineking.

Aus den Tiefdruckmaschinen des Verpackungsmittelherstellers läuft tatsächlich sehr viel mehr als vermutet, war den Gästen anschließend klar. Die Beutel aus Klarsichtfolie mit hochwertigen Süßwaren waren für die meisten Gäste alte Bekannte. „Das kenne ich, das haben wir doch auch zu Hause“, lautete immer wieder die erste Reaktion. „Rinteln ist mehr als die Innenstadt“, hatte Reineking in seiner Begrüßungsansprache die Qualitäten der Nordstadt-Firmen hervorgehoben.

Und für Amcor gelte die Leitlinie „von Rinteln in die Welt“, hatte Bölk bestätigt, was nicht allein nur für den Verpackungsmittelhersteller gilt. Die Außenwirkung der Unternehmen der Weserstadt ist vielschichtig, und etliche davon unterhalten Geschäftsbeziehungen, die weit über die Stadtgrenzen hinausreichen, konnten alle Besucher des Tages der offenen Tür bei ihrer ganz persönlichen Entdeckungstour plastisch nachvollziehen.

Es kommt vor, dass sich benachbarte Firmen mit ihren Produkten sogar direkt ergänzen. Das Paradebeispiel dafür boten die Glashütte von O-I Glasspack und der Spirituosenabfüller Schwarze & Schlichte. Glasflaschen „Made in Rinteln“ werden nur wenige Meter nebenan befüllt mit teils Hochprozentigem, das von Rinteln aus in Geschäfte in der gesamten Bundesrepublik oder sogar weltweit geliefert wird. Das erklärten die Repräsentanten der beiden Firmennachbarn geduldig und mit einer spürbaren Portion Stolz. „Zurzeit sind es genau 109 verschiedene Artikel, die als Lohnfüllung für befreundete Firmen hier abgefüllt werden“, sagte etwa Holger Spieler. Für den ehemaligen Betriebsleiter des Spirituosenabfüllers ist es normal, dass Flüssiges aus Rinteln in alle Welt geliefert wird. Was aber nicht bedeute, dass das Unternehmen an der Dankerser Straße (wenn auch nur in begrenztem Umfang) als Direktvermarkter an Werksangehörige und alle Rintelner auftrete. „Dafür haben wir den Spirituosenshop“, der immer mittwochs von 9 bis 13 Uhr geöffnet ist.

Und die Beispiele, wie etwa die von Schwarze & Schlichte und O-I Glasspack, sind nicht die einzigen, die belegen, wie sehr die Nordstadtbetriebe sowohl innerhalb Rintelns als auch nach außen vernetzt sind. So sind es ortsansässige Unternehmen, die Produkte aus der Stadt nicht nur nach außen vermarkten, sondern auch von außerhalb hereinholen und verteilen.

Ein weiteres Paradebeispiel dafür sind die Stadtwerke als Rintelns großer kommunaler Energieversorger. Wasser, Strom und Erdgas sind die Stärken, mit denen die Stadtwerke das tägliche Leben ihrer Kunden vor Ort unterstützen, betonte ihr Marketing-Mann Manfred Nowak. Und das kommunale Unternehmen liege auf dem Preissektor gut im Rennen gegen den überregionalen Wettbewerb, unterstrich er. So zum Beispiel durch kreative Marketingkonzepte wie „den Zwei-Jahresvertrag Erdgas Fix24, den wir ab dem 1. Januar 2014 anbieten“.

Wie die Stadtwerke ihre „Ware“ an die Haushalte liefern und die Versorgung sichern, verdeutlichten die Fachabteilungen mit ihren Technikvorführungen. Eine Gas- oder Wasserleitung kann schon mal defekt sein, und dann ist höchste Eile und effektives Arbeiten geboten, erklärte Peter Anders wiederholt und zeigte mit einem Team, wie Kunststoffleitungen mit Spezialgeräten repariert werden können.

Durch Kooperation und ein diversifiziertes Waren- und Dienstleistungsangebot lassen sich Kundenkreise erweitern und neue Geschäftsfelder erschließen, und das können sogar kleinere mittelständische Unternehmen, belegten andere Firmen, wie etwa das Installateur-Unternehmen Caselitz am Bahnhofsweg. Und dazu braucht es manchmal noch nicht einmal eine große Musterausstellung, erklärte die Seniorchefin Renate Caselitz. Denn die kleine Musterinstallation im erst kürzlich fertiggestellten Ausstellungsraum sei lediglich dazu gedacht, erste Anregungen zum Beispiel für die Umgestaltung des Badezimmers zu geben. Alles weitere lasse sich bei einer Fahrt mit dem Kunden zum Großhändler darstellen und besprechen, bei dem alles andere zu besichtigen und zu beziehen sei.

Mehr sein als das, was auf den ersten Blick zu sehen ist, das war ebenfalls zu erleben bei der Friedrich Niemeyer GmbH&Co. KG (Eisen Niemeyer) an der Bahnhofstraße. Denn mit großen Partnern aus der Werkzeugbranche kann auch ein kleineres Unternehmen mit dem großen Wettbewerb mithalten und in Verbindung mit kompetenter Beratung einen weitläufigen Kundenstamm halten, war sich Gudrun Eckert von der Eigentümerfamilie sicher. Die Auftragsfertigung von Stahl- und Blechkonstruktionen lasse großen Raum für Kreativität für individuelle Erzeugnisse von der feuerverzinkten Garten- oder Parkbank bis zum Abluftschornstein für eine Rintelner Firma, „auf den wir zurzeit sehr stolz sind“.

Das Fazit zum Tag der offenen Tür deckte sich am Ende mit den Worten vom Eröffnungsakt: Rinteln ist mehr als nur die Innenstadt, und auch in den Nordstadtbetrieben steckt viel mehr, als von außen zu erahnen ist. Und dass in diesem Jahr (gefühlt) etwas weniger Besucher als sonst durch die geöffneten Türen geströmt sind, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass die Rintelner selbst nach mehreren Veranstaltungen dieser Art inzwischen schon ganz gut über das, was sich hinter den Werkstoren und Türen der Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe tut, informiert sind.

 

© Schaumburger Zeitung, 30.09.2013