Zwischen Kloake und Badewasser

04.07.2013

Teilnehmer des Sommerabenteuers erleben hautnah, wie im Klärwerk Abwasser gesäubert wird

 Rinteln. Ohne Kläranlage wäre Rinteln verloren. 23000 Kubikmeter Abwasser werden hier jeden Tag gereinigt und in die Weser geleitet. Man möchte sich nicht vorstellen, wie Rinteln aussehen würde, wenn sich niemand dieser dreckigen Brühe annehmen würde. Die Weser wäre der Schandfleck ganz Schaumburgs, der Gestank in den Straßen wäre unerträglich und Krankheiten würden sich rasend schnell verbreiten. So viele Errungenschaften der Zivilisation hängen an unseren erreichten Hygienestandards.

Doch zum Glück gibt es sie, die Kläranlage beim Doktorsee. In 24 Stunden macht sie aus Kloakenwasser sauberes Badewasser. „Diese Anlage ist unser altes Schätzchen“, so stellt Grit Seemann ihr Klärwerk den interessierten Teilnehmern des Sommerabenteuers vor. Die liebevolle Bezeichnung bekam die Anlage, da sie schon im Jahr 1965 errichtet und seitdem immer wieder erweitert wurde. Sie ist heute für 80000 Einwohner ausgerichtet und beinahe ausgelastet. Denn neben dem Abwasser der etwa 30000 Menschen, das hier gereinigt wird, verarbeitet die Kläranlage auch die Abwässer von Betrieben.

Doch auf dem Weg von der dreckigen Brühe, die man beim Austritt aus der Kanalisation beobachten kann, bis zum beinahe klaren Wasser, das schlussendlich in die Weser kommt, ist es ein weiter Weg. Diesem dürfen die Teilnehmer des Sommerabenteuers zusammen mit Seemann folgen.

Zunächst wird das Wasser gefiltert, um die gröbsten Verunreinigungen zu entfernen. Im Anschluss fließt es in das Erste von vielen offenen Becken. Hier wird die Geschwindigkeit gebremst und das Wasser durchgewirbelt, damit schwere Partikel, die nicht gefiltert wurden, sich am Boden absetzen. Ähnlich geht es in den folgenden Becken weiter, immer kleinere Teilchen sinken auf den Grund oder schwimmen auf der Wasseroberfläche.

Wirklich wild wird es dann aber in der biologischen Reinigung. Bakterien säubern das Wasser von Phosphat, Stickstoff und Kohlenstoff. Das Wasser schlägt große Blasen, die Bakterien beginnen zu arbeiten. Umso länger die Bakterien bereits im Wasser arbeiten, umso konstanter werden die Blasen, in dem hinteren Teil des Beckens bilden sie einen dicken, zähen Schlamm, der auf dem Wasser liegt und sich träge bewegt. Dieser Schlamm wird regelmäßig abgeschöpft und in mehreren technischen Schritten getrocknet. Wegen des enthaltenen nährstoffreichen Phosphats wird der Schlamm von einem Landwirt verwertet.

 

 © Schaumburger Zeitung, 04.07.2013