Treibstoff aus der Steckdose

29.05.2013

E-Mobilisten beim Ladestopp und Stadtgang in Rinteln

Rinteln. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich jüngst beim Elektro-Auto-Gipfel in Berlin für eine verstärkte Förderung von Elektro-Fahrzeugen starkgemacht. Mit der roten Stromtankstelle am Weserangerparkplatz sind die Rintelner Stadtwerke bereits vorbereitet auf die Ausweitung der „E-Mobilität“. Aber mit über 20 knuffigen Mini-Autos sowie schnittigen Motorroller, die alle gleichzeitig „tanken“ wollten, wäre die Zapfanlage dennoch überfordert gewesen. Darum „hat unsere Elektroabteilung um Sven Schaper zwei (mobile) Verteilerstellen aufgebaut“. Das erklärte Manfred Nowak als Marketing-Mann der Stadtwerke, als sich die Fahrzeuge Parkplatzrand aufgereiht haben.

Zuerst müssen die Akkus der Fahrzeuge wieder aufgeladen werden, erklärt Marco Möller, der über ein Internet-Forum Freunde dieser Fortbewegungsmittel aus einem Umkreis von etwa 150 Kilometern eingeladen hatte. Er sei Organisator des Treffens von E-Mobilisten in Rinteln, ergänzt Tido Tebben. Dieser ist aus Aurich angereist – mit seinem Motorroller Marke Vectrix. Und der schafft mit seinen 27 PS bei höheren Geschwindigkeiten eine Strecke zwischen 65 und 70 Kilometern, bis sein Akku wieder geladen werden muss. Er habe sich 2012 während einer Tour in den Harz mit drei Forumsmitgliedern in Rinteln getroffen. „Und das Treffen von heute angestoßen“, lacht er.

Jörg Bräutigam aus Trendelburg bei Kassel hat 120 Kilometer Anfahrt in seinem Renault Twizzy hinter sich. Er berichtet: Der Zweisitzer ist erst seit einem Jahr auf dem Markt, hat eine theoretische Reichweite von 120 Kilometern. Und er bringt es in der Praxis sowie bei energiesparender Fahrweise auf 70 bis 80 Kilometer Reichweite, so ist seine Erfahrung.

Bräutigam, der die Gelegenheit nutzt, seinen Bruder in Hessisch Oldendorf zu besuchen, fährt fort: Die Strecke bis Rinteln ist bei nur einem Zwischenstopp zum Aufladen des Akkus gut zu schaffen, wenn man weiß, wo. Aber das ist inzwischen kein Problem mehr, gibt er Einsteigern mit auf den Weg. Im Internet seien die aktuellen Elektro-Tankstellen aufgelistet. In Bevern und auf gut halber Strecke hatte er deshalb eine Stunde Station gemacht „bei einem Privatmann“. Nur „wenn der Akku ganz leer ist, dauert es bis zu dreieinhalb Stunden“, bis die volle Leistung wieder erreicht ist, weiß Bräutigam aus eigener Erfahrung. Der Ladestopp sei gut zu nutzen für eine Kaffeepause, sich die Gegend anzuschauen, „neue Leute kennenzulernen“ oder einfach nur zu relaxen.

Aber „wegen Strommangel liegen geblieben bin ich noch nie“, versichert er. Bislang nur ein einziges Mal habe ihn die Stromversorgung seines Twizzy im Stich gelassen. „Das war bei einem Kilometerstand zwischen 3000 und 4000 aufgrund eines Werksfehlers“, der kostenlos behoben worden sei. Manche anderen Twizzys seien aber auch ohne Komplikationen bis zu 15.000 Kilometern und mehr gefahren.

„Zur Not kann man an einer Imbissbude tanken oder an einer Haustür klingeln“, zeigt Jörg Bräutigam Alternativen auf. Darum gehöre ein normales Stromkabel zur Standardausrüstung eines Elektromobils. Das Adapterkabel für den Anschluss an Stromtankstellen wie die der Stadtwerke Rinteln am Weseranger sei sowieso immer an Bord.

Aber einem Andrang von über 20 Fahrzeugen, wäre die rote Zapfstelle auf keinen Fall gewachsen gewesen, schränkt Marco Möller ein. Die spontane zusätzliche Bereitstellung von zwei mobilen Strom-Verteilerschränken durch die Elektroabteilung der Stadtwerke ist „uns eine große Hilfe gewesen, für die wir uns herzlich bedanken“.

Die Autos und Roller sind derweil zum Stromtanken aufgereiht am Rand des Weseranger-Parkplatzes. Jedes Fahrzeug ist über Kabel mit den Zapfstellen verstöpselt. Und das Rauschen, das aus den Motorräumen tönt, stammt von den „Gebläsen, mit denen die Stromwandler während des Ladevorganges gekühlt werden“, erklärt Möller.

Das Stromtanken an sich ist bei entsprechender Vorausplanung kein Problem mehr, unterstreicht Bräutigam.

 © Schaumburger Zeitung, 29.05.2013