Stadtwerke wollen Geschäft ausweiten

08.09.2012

1998 knackte die Europäische Gemeinschaft die Monopole, die den Energiemarkt beherrscht hatten. Bis dahin hatte der Landkreis Schaumburg zusammen mit anderen Kommunen den Energieversorger Wesertal betrieben, der weite Teile von Südschaumburg belieferte. 1999 verkaufte man die Anteile an Fortum, die Finnen reichten sie vier Jahre später an E.ON Westfalen Weser weiter.

Landkreis (ab). Schaumburgs großen Rest versorgten einstmals die Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg (EMR), ebenfalls unter Beteiligung des Landkreises. Auch diese Anteile verleibte sich schließlich E.on Westfalen Weser ein. Neben E.on wirtschaften heute die Stadtwerke Schaumburg-Lippe und die Stadtwerke Rinteln auf dem heimischen Energiemarkt.

Die Stadtwerke Schaumburg-Lippe sind 2002 aus der Fusion der Stadtwerke Bückeburg/Obernkirchen und Stadthagen entstanden. Als Dienstleister beliefern sie die Schaumburger mit Strom und Gas, im Bereich Wasser bieten sie die gesamte Palette an, von der Gewinnung über die Aufbereitung bis zu Verkauf und Vertrieb.

Eduard Hunker, Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe, sieht Stadtwerke grundsätzlich im Aufschwung: „Die Bankenkrise hat gezeigt, dass schiere Größe kein Wert an sich ist“, sagt er, „wir haben gerade eine Renaissance der Sparkassen und Volksbanken erlebt.“ Dasselbe könne für Versorgungsunternehmen wie die Stadtwerke Schaumburg-Lippe gelten: „Mit unseren Stärken der unmittelbaren Kundennähe, der Flexibilität der Mitarbeiter und der persönlichen Ansprechbarkeit vor Ort erfüllen wir die Bedürfnisse unserer Kunden. Darüber hinaus ist die kommunale Eigentümerschaft ein großer Vorteil, da die regionalen Belange – wie die Wertschöpfung – einen großen Stellenwert haben. Mit unseren Stärken in der Region sehe ich für uns die Zukunft gut aufgestellt.“ Natürlich sei man immer auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns zukünftig noch stärker an der Erzeugung von Energie beteiligen“, sagt Hunker.

Auch die Stadtwerke Rinteln verstehen sich in erster Linie als Dienstleister für die Region. Sie sind in den Bereichen Strom, Erd- und Flüssiggas, Wärme und Trinkwasser tätig. Die Stadtwerke arbeiten eng mit anderen kommunalen Betrieben zusammen, unter anderem mit der Gemeinnützigen Verwaltungs- und Siedlungsgesellschaft, der Bäderbetriebe Rinteln GmbH und dem Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln. Nur ein Beispiel: Wenn in städtischen Gebäuden die Fahrstühle ausfallen oder in den Parkhäusern Störungen auftreten, laufen die Notrufe inzwischen bei den Stadtwerken Rinteln auf. „Wir werden unser Engagement bei der Nahwärme sicher noch ausbauen“, wirft Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Peterson einen Blick in die Zukunft, „außerdem bewerben wir uns zusammen mit anderen Stadtwerken um Konzessionen in benachbarten Städten und Gemeinden.“

Der Strom, mit dem in Deutschland gehandelt wird, stammt zu 44 Prozent aus der Kohle, zu 18 Prozent aus der Atomkraft, zu 14 Prozent aus dem Erdgas und zu 20 Prozent aus der „erneuerbaren“ Energie (Stand: 2011). Der Anteil der „Erneuerbaren“ ist in der Vergangenheit angestiegen. Während der Strompreis an den Börsen jüngst eher stagniert hat, rechnen die Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe und der Stadtwerke Rinteln für die kommende Zeit mit Erhöhungen, weil Effekte aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz „eingepreist“ werden müssen.

 

© Schaumburger Nachrichten, 08.09.2012; Fotos: rg