Trinkwasser ändert Fließrichtung – nach Exten

28.03.2012

Rinteln/Exten (dil). „Am Geschmack hat sicher niemand etwas gemerkt, und die Qualität ist auch dieselbe“, schmunzelt Stadtwerkegeschäftsführer Jürgen Peterson. Er meint das Rintelner Trinkwasser. Es kommt inzwischen komplett aus dem Wasserwerk Engern und vom Brunnen Heinekamp. Das Wasserwerk Rintelner Wiesen, bisheriger Hauptlieferant, ist aber nicht trockengelegt, sondern das lebenswichtige Nass wechselt die Fließrichtung. Es wird ab jetzt zum Getränkehersteller Hartringer (Wesergold) in Exten gepumpt und dort als Brauchwasser „für betriebliche Zwecke“ wie Spülvorgänge eingesetzt, da es ja kein Trinkwasser mehr ist. 

Seit dem Umbau im Wasserwerk Engern und den Einbindungsarbeiten im Januar ist die Wasserförderung in den Rintelner Wiesen dieses Jahr kontinuierlich zurückgefahren worden. Anfang März begann die nahezu komplette Belieferung des Trinkwassernetzes aus Engern. Dieses Wasser gelangt ebenso wie die Fördermengen aus dem aktiv bleibenden Rintelner Brunnen Heinekamp zunächst in den Hochbehälter Guckse in der Nordstadt und von dort in die Leitungen zu den Haushalten.

„Alles problemlos gelaufen, keine Beschwerden von Kunden“, stellt Peterson fest. Doch nun läuft die Fördergenehmigung für Trinkwasser in den Rintelner Wiesen aus. Noch wird ein bisschen gefördert, damit die Leitungen nicht trockenfallen. Ab 1. April liefern die dann wieder unter Vollleistung stehenden vier Brunnen an Wesergold – „für betriebliche Zwecke“, sagt Peterson. Darüber sei ein langfristiger Pachtvertrag mit den Stadtwerken abgeschlossen worden, die Eigentümer bleiben. Genutzt wird dabei eine schon vorhandene 400-Millimeter-Leitung, die ebenfalls verpachtet wurde.

„Über Details des Betriebs stimmen wir uns mit Wesergold noch ab“, sagte Peterson. „Es wird eine Kooperation geben.“ Vorteil für die Stadtwerke: Sie müssen die Brunnenanlage nicht zurückbauen, was bei einer Einstellung des Förderbetriebs notwendig gewesen wäre.

Bei Wesergold wächst die neue Kläranlage in die Höhe. „Wir sind gut im Zeitplan, Ende Juli soll die Anlage in Betrieb gehen“, sagt der technische Betriebsleiter Franz Driessen. Im Moment werden die Metallringe des Gasspeichers und der „anaeroben Reaktionsgefäße“ aufeinandergeschweißt. Nebenan hievt der Kran Betonringe für die Tanks aufeinander. Und auch der Bau des rechteckigen Betriebsgebäudes mit der Leitwarte für die Kläranlagensteuerung und -überwachung kommt zügig voran.

„Insgesamt wird der Gasspeicher so hoch wie unser Hochregallager“, erklärt Driessen. Der Getränkehersteller investiert rund sieben Millionen Euro.

Durch diese Kläranlage wird dann ein Teil des Wassers, das von den Rintelner Wiesen kommt, bald auch wieder das Werk verlassen. Am Ende gelangt es genauso in die Weser wie das Trinkwasser aus den Haushalten über die kommunale Kläranlage. Der Kreislauf schließt sich.

© Schaumburger Zeitung, 28.03.2012