Mikro-Kraftwerk zahlt sich in fünf Jahren aus

16.08.2010

Rinteln (dil). Wer seine alte Heizungsanlage modernisieren und zusätzlich die Stromkosten senken will, kann ab kommendem Jahr diese zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Blockheizkraftwerke (BHKW) gibt es jetzt im Mikro-Format, und an der Preisschraube wird auch noch gedreht, damit sich die Anschaffung für das Eigenheim lohnt. Bei den Stadtwerken Rinteln ist eine solche Anlage bereits im Probebetrieb, bei einem Kunden seit Dezember zudem ein älteres Modell im Test.

„Die zweite Phase der Markterprobung bringt in diesem Jahr wohl 100 Anlagen an Kunden“, erläutert Thomas Sewald, Technikexperte bei den Stadtwerken. „Wir hatten selbst Bedarf. Von der Firma Elco haben wir eine Anlage mit Stirling-Motor bekommen, die ganz leise arbeitet. Wir glauben fest an diese Technik mit ihren fast 100 Prozent Wirkungsgrad beim Verbrennen von Erdgas. Weiterer Vorteil: Wir brauchen keine Leitungen zu legen und Gräben aufzureißen.“

Von Mikro-Blockheizkraftwerken spricht man bei bis zu 1,5 Kilowatt Leistung, von Mini-Anlagen bei bis zu 15 Kilowatt. Bei der Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung gelten Stirling-Motoren als besonders vorteilhaft. Die Freikolbenmaschine vereint das Prinzip des herkömmlichen Stirlingmotors mit einem modernen Lineargenerator zur Stromerzeugung unter Nutzung der Abwärme zur Beheizung von Wohnhäusern oder Warmwasserspeichern. Alle großen Heiztechnikhersteller beschäftigen sich zurzeit mit dieser Technologie und entwickeln Geräte auf der Basis des Stirlingmotors, teilt Sewald mit. Bis spätestens 2012 wollen sie ein Seriengerät zur Verfügung haben. „Noch werden die Kosten auf 14 000 bis 15 000 Euro geschätzt“, erklärt Detlef Vogel von der Niederlassung Hannover der Firma Elco aus Hechingen bei Stuttgart. Aber die Hersteller belauerten sich, keiner wolle über den Einführungspreis Marktanteile einbüßen.

Die neue Anlage braucht nur einmal im Jahr eine Wartung. 100 Geräte hat Elco schon in den Niederlanden im Einsatz, in Deutschland sind die Stadtwerke Rinteln der erste Kooperationspartner für Mikro-BHKW.

„In fünf Jahren macht sich so eine Anlage bezahlt“, erläutert Horst Piro von den Stadtwerken. Diese werden Mikro-Anlagen im Contracting-Verfahren samt Service vermieten, und einen Zuschuss für Interessenten wird es laut Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Peterson wohl auch geben. Bei Mini-Blockheizkraftwerken wurden bisher bis zu 500 Euro gezahlt. Elf solcher Mini-Anlagen sind im Stadtwerkegebiet im Einsatz. Inklusive weiterer 194 Photovoltaik-Anlagen werden somit 8,5 Millionen Kilowattstunden Strom in Rinteln produziert, erklärte Peterson.

Die Stadtwerke haben auch ein mobiles Mini-Blockheizkraftwerk im Einsatz – im Sommer im Weserangerbad, in der kühleren Jahreshälfte in ihren eigenen Räumen. Sewald: „Wir versuchen mit möglichst kleinen Blockheizkraftwerken dahin zu gehen, wo Strom und Wärme gebraucht werden. Dafür müssen die Anlagen immer kleiner werden.“ Mikro-Anlagen sind hierbei ein neuer Schritt.

Landratskandidat Jörg Farr hat sich jetzt bei den Stadtwerken über diese Anlagen informiert und ebenso wie der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Detlef Tanke, betont, wie notwendig der Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien ist. Farr: „Aus regenerativen Quellen wird im Landkreis Schaumburg bereits jetzt der Energieverbrauch von etwa 20 000 Vier-Personen-.Haushalten gedeckt. Über BHKW würden bereits die Krankenhäuser Rinteln und Stadthagen, das Altenzentrum Stadthagen und zwei Schulen versorgt. Eigene BHKW würden betrieben von der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWS) in Sachsenhagen (drei Anlagen mit Methangas) und auf der Sportanlage Schachtstraße in Stadthagen. Er sprach sich auf Kreisebene für ein Klimaschutzkonzept und die Gründung einer Klimaschutzagentur aus. Ein Baustein moderner Energiepolitik sei die Effizienzsteigerung technischer Anlagen – in Rinteln dargestellt am Beispiel Mini- und Mikro-BHKW. Farr: „Gerade auch auf kommunaler Ebene besteht Handlungsbedarf.“Im Landkreis gebe es schon 15 Anlagen zur Energieerzeugung mit Biogas, 44 für Windenergie und 500 für Photovoltaik.

© Schaumburger Zeitung, Foto dil, 16.08.2010