"Mit dem Umbau ist alles einfach schöner geworden"

28.07.2010

Rinteln (mld). 50 Jahre ist es inzwischen her, dass das Weserangerbad mit völlig neuem Gesicht eröffnet wurde. 50 Jahre, wird sich der ein oder andere – jüngere – Rintelner denken – das Bad wurde doch erst in den Jahren 1998 bis 2000 umgebaut? Schon richtig, allerdings wurde auch im Jahr 1960 am Weseranger schon kräftig gebaut.

Über ein Jahrzehnt hatte man damals darum gerungen, Rinteln – der damaligen Kreisstadt – ein größeres, moderneres Freibad zu bescheren. Sollte man ein Strandbad am Doktorsee einrichten? Zu teuer, entschied der Rat damals, außerdem wolle man den Kindern nicht den langen Weg durch die Felder zumuten. Also die zweite Lösung: eine neue Badeanstalt dort, wo es bereits die eine gab, am Weseranger. Sie wurde zuvor 40 Jahre lang von Albert „Vater“ Rohde geführt.

Der Beschluss wurde im August 1959 gefällt, eine Fachfirma aus der Nähe von Karlsruhe erstellte Pläne und Modelle. Die Berichterstattung aus dem Juli 1960 nennt voller Begeisterung die Zahlen: 35 000 Quadratmeter maß das Gelände, es bekam ein 1200 Quadratmeter großes 50-Meter-Schwimmbecken mit Sprungturm sowie ein Nichtschwimmerbecken, bis zu 5000 Badegäste konnten hier Platz finden.

Das Bad wurde an einem Samstag am 16. Juli eröffnet, „und außer den Ehrengästen waren viele Hundert Bürger und besonders Jugendliche dem Rufe gefolgt“, schreibt unsere Zeitung damals. Bürgermeister Riediger hielt seine Eröffnungsrede vom Brett des Dreimeterturms aus. Schwimmmeister war damals Paul-Heinz Conradi.

Auf ihn folgte 1966 Helmut Lehmensiek, in Rinteln geboren und auch heute noch in Rinteln lebend. Im Garten steht noch einer der alten Schwimmblöcke des Bades. 24 Jahre lang war er Schwimmmeister im Weserangerbad und im Hallenbad Steinbergen, im Jahr 1952, erinnert er sich, hatte er bei „Vater Rohde“ begonnen.

Er erlebte mit, als das Bad im Jahr 1970 eine absolute Neuerung bekam: die erste Heizung, die das Wasser auf über 20 Grad wärmen konnte. Zuvor war das Bad ein Kaltwasserbad gewesen, das sein Wasser aus einem Tiefbrunnen neben der Weser bezog.

„Die Leute haben das Bad aber auch damals schon gut angenommen“, erinnert sich Lehmensiek. Zur damaligen Zeit war das Wasser nicht gechlort wie heute: Alle 14 Tage musste das Wasser abgelassen und das Becken mit Chlorbleiche geschrubbt werden. Über Nacht wurde dann frisches Wasser eingelassen.

Im Jahr 1970 wurde noch ein wenig mehr gebaut: Das Bad bekam ein Kinderplanschbecken sowie seinen Kiosk dazu.

Auch Armin Schröer ist, wie Helmut Lehmensiek, eine Institution in der Geschichte des Weserangerbades geworden; 24 Jahre lang, bis 2006, war er Schwimmmeister hier, bis heute leben er und seine Frau in ihrem Haus auf dem Gelände des Bades. Auch er erinnert sich an die neue Heizanlage: „Das war eine Sensation“, sagt er heute. „Andere Freibäder hatten ja nur Wassertemperaturen von 17 oder 18 Grad.“

Was sich ansonsten gegenüber heute geändert hat? „Die Aufsichtspflicht ist heute größer“, sagt Schröer. An heißen Tagen wurde das Bad von Tausenden von Besuchern bevölkert, und dabei sei nur ein Schwimmmeister anwesend. Für ihn bedeutete das locker Zwölf- bis 14-Stunden-Tage, und: Immer wachsam sein. „Aber etwas Ernstes ist nie passiert während meiner Zeit“, sagt er heute. „Und das ist wichtig.“ Heute sind zwei Schwimmmeister im Einsatz, wochenends hilft die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus. Gegen Ende seiner Dienstzeit hat Schröer die zweite große Änderung in der Geschichte des Bades miterlebt: den großen Umbau zwischen 1998 und 2000, als das Weserangerbad von einem Sport- in ein Spaßbad umgewandelt wurde.

Zunehmend hätten sich die „Wünsche und Bedürfnisse der Besucher geändert“, begründet die Stadt den Umbau des Bades für rund fünf Millionen D-Mark: 1998 wurden Toiletten und Umkleiden umgestaltet, 1999 bekam das Bad eine neue Filtertechnik, mit der das Wasser statt in 20 Stunden nun alle drei Stunden einmal umgewälzt wird und außerdem der Strömungsverlauf im Becken geändert wird. Zum Schluss bekam das Bad durch seine Edelstahlkonstruktion ein komplett neues Gesicht. Statt eines 50-Meter- gibt es ab dann nur noch ein 25-Meter-Becken, hinzu kommen Massagedüsen, Strudel, Wasserspielgarten, ein Erlebnisbecken. Am 19. Mai 2000 wurde das neue Weserangerbad feierlich eröffnet.

Zahlreiche Änderungen folgten: Volleyball- und Fußballfeld wurden vergrößert, der Spielplatz erneuert, 2004 bekam das Bad seine 20 Meter lange und fünf Meter hohe Wellenrutsche.

Kritik an der Umgestaltung des Bades blieb nicht aus – Kritik, die die Schwimmmeister von damals und heute nicht nachvollziehen können.

„Als Spaßbad ist das Weserangerbad toll“, sagt Helmut Lehmensiek. „Früher hatte das Bad eine eher sportliche Note, jetzt bietet es für jeden etwas. Sicherlich waren anfangs viele dagegen, aber viele sind auch wiedergekommen“, sagt Armin Schröer.

Auch dessen Nachfolger, Stefan Lehmann, ist begeistert: „Das Bad ist jetzt familienfreundlicher, alles ist einfach schöner geworden. Vielleicht gibt es noch zwei oder drei, die es schade finden, dass es das 50-Meter-Becken nicht mehr gibt. Aber die möchten bestimmt auch nicht mehr das missen, was wir heute mit dem Weserangerbad haben.“

Historische Fotos: Haben Sie noch historische Fotos vom Weserangerbad? Dann können Sie sie ab sofort bei Bärbel Lucas im Sekretariat der Schaumburger Zeitung, Klosterstraße 32/33 in Rinteln, einreichen – die Fotos werden kurz eingescannt und können dann gleich wieder mitgenommen werden. Bereits eingescannte Fotos können auch an sz-redaktion@schaumburger-zeitung.de gemailt werden.

Ein einfaches Schwimmbecken – und die Badekappenpflicht: Das Weserangerbad im Jahr 1965. Fotos: Museum Eulenburg/tol

© Schaumburger Zeitung, 28.07.2010