Freibad und Büros weniger heizen, Gaslaternen ausschalten: So will Rinteln Energie sparen

19.07.2022

Weserangerbad wird nur noch auf 22 Grad beheizt, Arbeitsräume der Verwaltung nur noch auf 20 Grad

Freibad und Büros weniger heizen, Gaslaternen ausschalten: So will Rinteln Energie sparen

„Die Lage ist ernst.“ Deutlicher kann Stadtwerke-Chef Ulrich Karl es nicht ausdrücken. Aufgrund der sich verschärfenden Gaskrise hat nun auch die Stadt Rinteln den Krisenstab der Stadt einberufen. Gemeinsam mit Feuerwehr, Polizei, Stadtwerken und Verwaltung soll sich jetzt auf den Ernstfall vorbereitet werden. Diese Maßnahmen wurden schon beschlossen:

Das bedeutet zunächst, dass die Stadt versucht kurz- und mittelfristige Maßnahmen zu identifizieren, mit der sie Energie einsparen kann. Als erste Maßnahmen soll die Beleuchtung städtische Gebäude deaktiviert werden, und auch die beiden letzten gasbetriebenen Straßenlaternen in Rinteln sollen jetzt endgültig ausgeschalten werden. Im Jahr 1914 beleuchteten noch 176 Gaslaternen die Straßen der Stadt, in den 1970er Jahren waren es immerhin noch 50 Gasleuchten. Die letzten Beiden sind lediglich aus historischen Gründen erhalten geblieben. Ansonsten setzen die Stadtwerke auf LED-Technologie.

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Weserangerbad mit Sonnenenergie nur auf 22 Grad beheizen

Aber auch spürbarere Maßnahmen sollen jetzt umgesetzt werden: So wollen die Bäderbetriebe weitestgehend darauf verzichten, das Weserangerbad mit Gas zu heizen. Bereits jetzt existiert eine Photovoltaik-Anlage, die für eine gewisse Grundwärme von 22 Grad sorgt. Alles weitere wird ab jetzt der direkten Sonnenwärme überlassen, aktuell beträgt die Wassertemperatur angenehme 24,2 Grad. Lediglich das Kinderplanschbecken ist nicht an die PV-Anlage angeschlossen und muss im Fall des Falles mit Gas geheizt werden. Sollte die höchste Gas-Krisenstufe ausgerufen werden, werde man aber auch hier Abstriche machen, unterstreicht Stadtwerke-Chef Karl.

Im Winter soll es auch für die Verwaltung spürbar kühler werden. Mit dem Personalrat sei bereits abgesprochen, erklärt Bürgermeisterin Andrea Lange, dass man die Arbeitsräume künftig nur noch auf 20 Grad Celsius beheizen werde, Lagerräume nur noch auf 17 Grad.

Stadtwerke haben 4100 Erdgas-Kunden

Neben dem Krisenstab wurde bei der Stadt eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung identifizieren soll. Oft müssen dabei mehrere Ziele miteinander abgewogen werden, etwa bei der Straßenbeleuchtung oder Ampelanlagen. „Da gilt es etwa die Schulwegsicherheit zu gewährleisten“, so Bürgermeisterin Lange. Aktuell habe man etwa 30 Maßnahmen identifiziert, die nun geprüft und dann umgesetzt werden sollen.

Abwartend zeigt sich Bürgermeisterin Lange dagegen bei der Planung sogenannter „Wärmeräume“, in denen im Winter Menschen einkehren können, die ihre Wohnung nicht mehr heizen können, oder ohnehin wohnungslos sind.

Vor allem in Form von möglicherweise massiven Kostensteigerungen könnte es jene Menschen betreffen, die aktuell mit Gas heizen. Die Stadtwerke haben zurzeit etwa 4100 Erdgaskunden, darunter Ein- aber auch Mehrfamilienhäuser. Sollten Gaslieferverträge für die Stadtwerke einseitig von den Großhändlern aufgekündigt werden, dürfen die Stadtwerke die Preisdifferenz an die Endkunden weitergeben, erklärt Geschäftsführer Karl.

Der Sozialverband VdK fordert, dass deswegen im Herbst und Winter niemand seine Wohnung verlieren dürfe, falls Heizkosten nicht mehr beglichen werden können. „Deshalb muss jetzt ein Kündigungsschutz für solche Härtefälle beschlossen werden“, forderte die VdK-Präsidentin in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

© Schaumburger Zeitung, 19.07.2022